Dr. Simon Kempf ist Vater von drei Kindern, Mit-Gründer und Vorstand bei der DLE Group AG, einem Immobilieninvestmentunternehmen in Berlin. Als 2015 seine Tochter Johanna auf die Welt kam, ging er sechs Monate in Elternzeit, eine Entscheidung, mit der auf viel Unverständnis im Jobumfeld stieß, auf die er dennoch bestand. Die sechs- bzw. siebenmonatigen Elternzeiten mit seiner Tochter sowie dem zwei Jahre später geborenen Sohn Henri gehören zu den wertvollsten Erfahrungen seines Lebens, sie haben ihn als Mensch und Führungskraft verändert, besser gemacht.
Dr. Simon Kempf, Foto: DLE Group AG
„Als das Thema Elternzeit in Gestalt unserer Tochter das erste Mal auf meine Frau und mich zukam, war mir intuitiv klar, dass wir Elternzeit gleichberechtigt untereinander aufteilen“
Was macht dich zum Male Ally?
Als das Thema Elternzeit in Gestalt unserer Tochter das erste Mal auf meine Frau und mich zukam, war mir intuitiv klar, dass wir die Elternzeit gleichberechtigt untereinander aufteilen. Das war 2015. Frei nach dem Motto „Walk the talk“ haben wir auch später bei der Organisation der Kinderbetreuung darauf geachtet, dass beide Elternteile die Möglichkeit haben, sich beruflich weiterzuentwickeln, ohne dass einer oder eine kürzertreten muss. Dabei geht es aber nicht nur darum, die eigenen Karrieren zu verfolgen. Die Zeit mit den Kindern ist Qualitätszeit, und sie entwickelt in uns Erwachsenen wichtige soziale Kompetenzen, von denen wir auch im Beruf profitieren.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Auf dem Papier sind die Rechte von Männern und Frauen in unserer Gesellschaft gleich. In der Realität sind Männer oft strukturell bevorzugt, das erzeugt die bestehende Chancenungleichheit. Selbstverständlich wäre die Welt eine bessere, wenn alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Religion die gleichen Rechte und Chancen haben. In einer vielfältigen Welt muss sich das in den Chancen widerspiegeln.
Was können Unternehmen dafür tun?
In zu vielen Branchen fehlt es an Frauen in Führung. Die gläserne Decke erschwert Frauen trotz Leistung und Kompetenz den Aufstieg. Das Problem liegt oft in der Unternehmens- und Führungskultur, die oft männlich geprägt ist. Frauen werden dort viel zu selten als Bereicherung wahrgenommen und viel zu oft als Fremdkörper belächelt.
Es braucht das Learning, dass Frauen einen großartigen Job machen, aber nicht exakt genauso wie Männer, sondern auf ihre Art. Damit das langfristig funktioniert, müssen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für Frauen und Männer geschaffen werden, die ihnen ermöglichen, Familie und Beruf gemeinsam zu meistern. Unternehmen können Eltern bei der Betreuung der Kinder unterstützen und beitragen, alte Rollenbilder aufzubrechen. Z.B. indem sie Väter ermutigen, länger als zwei Monate Elternzeit zu nehmen und Mütter schneller in den Job zurückkehren.
Was Politik und Gesellschaft?
Die Politik kann Rahmenbedingungen schaffen für mehr Frauen in Führung und Geschlechtergerechtigkeit, z.B. durch den Ausbau der Kinderbetreuung, gleiche Entlohnung, Frauen-Quoten für die Besetzung von Toppositionen und die Abschaffung des Ehegattensplittings.
Und was kann jede*r Einzelne tun?
Füreinander da sein, sich gegenseitig unterstützen und die Zeit mit der Familie als Gewinn betrachten.
„Als die Elternzeit bei uns vor der Tür stand, wurde im Unternehmen vorausgesetzt, dass die Frau mindestens 12 Monate Auszeit nimmt, der Mann wurde bereits bei zwei Monaten Elternzeit belächelt. Das war mir suspekt“
Was tust du ganz konkret?
Privat teile ich mir die Kinderbetreuung gleichberechtigt mit meiner Frau. Als Geschäftsführer biete ich Müttern und Vätern im Unternehmen flexible Arbeitszeiten, damit sie auf die Herausforderungen der Kinderbetreuung reagieren können. Gleichzeitig unterstützen wir die Mitarbeitenden finanziell mit einer Beteiligung des Unternehmens an den Betreuungskosten. Bei Neueinstellungen achte ich auf Diversität und vielfältige Kompetenzen im Team, das wirkt sich auch positiv auf den Frauenanteil in unseren Führungsebenen aus.
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Ja. Als die Elternzeit vor der Tür stand, war mir suspekt, wie vorausgesetzt wurde, dass Frauen mindestens 12 Monate Auszeit nehmen, während Männer, die zwei Monate in Elternzeit gingen, belächelt wurden. Dabei ist es für Kinder wichtig, gleich viel Zeit mit beiden Elternteilen zu verbringen.
„Frauen haben andere Problemlösungsansätze als Männer. Diese weiblichen Ansätze sind mindestens genauso gut geeignet wie die von Männern und ergänzen sich optimal, auch in den Führungsebenen der Unternehmen“
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Indem Männer die positive Erfahrung machen, welchen Gewinn es für das Unternehmen und die Projekte bringt, wenn sich Frauen mit ihren Kompetenzen einbringen.
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Frauen haben andere Problemlösungsansätze als Männer. Diese weiblichen Ansätze sind mindestens genauso gut geeignet wie die von Männern und ergänzen sich optimal, auch in den Führungsebenen der Unternehmen.
Frauen, von denen du Fan bist …?
Jacinda Ardern, die ehemalige Premierministerin von Neuseeland.
Welche Frau wärst du gerne mal für einen Tag?
Meine Frau. 😊
Hast du eine Superheldin?
Bibi Blocksberg
uebersicht
themen1
themen2
themen3
themen9
themen10