Richard Weller ist Geschäftsführer des Consulting-Unternehmens Alpha IC GmbH, das Immobilienunternehmen bei der Transformation hin zu Nachhaltigkeit, digitalen Prozessen, New Work und Real Estate Management berät. Er engagiert sich in der ENERGIEregion Nürnberg e. V., leitet den „Initiativkreis zukunftsfähige Immobilie“, ist Mitglied im Forum „Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Europäischen Metropolregion Nürnberg“ sowie im Beirat „Forum 1.5 Mittelfranken“. In seinem Unternehmen sind ihm weibliche Perspektiven in den Entscheidungen besonders wichtig.
Richard Weller, Foto: ©Richard Weller
„Frauen haben einen anderen Blick auf Immobilien, die verschiedenen Bedarfe und Anforderungen an Gebäude. Es ist wichtig, dass diese Sichtweisen auch in die Entscheidungen in Unternehmen einfließen und ihnen das gleiche Gewicht zugesprochen wird.“
Was macht dich zum Male Ally?
Ich bin ein Male Ally, weil ich grundsätzlich gegen Ungleichbehandlung bin, egal ob aus geschlechterspezifischen, ethnischen, altersbedingten oder sonstigen Gründen. Mir ist es wichtig, dagegen etwas zu tun und meine Stimme zu erheben, damit das abgestellt wird.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Weil Diversität, und das beziehe ich nicht nur auf das Geschlecht, dafür sorgt, dass unterschiedliche Blickwinkel Beachtung finden in Entscheidungen und dass unsere Welt dadurch ausgewogener und ausbalancierter wird. Die Einseitigkeit geht verloren.
„Frauen gelten in der Immobilienbranche oft als schickes Beiwerk, das zeigt der Blick auf die Messestände der Expo Real“
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Die Immobilienbranche ist in den Führungsebenen sehr männerlastig und leider häufig auch machtorientiert und mit dem damit oft einhergehenden verbreiteten Machogehabe. Frauen in der Branche gelten häufig noch als schickes „Beiwerk“, was sich auch an der Besetzung der Messestände auf der Expo Real zeigt.
Dabei haben Frauen einen anderen Blick auf Immobilien, die verschiedenen Bedarfe und Anforderungen an Gebäude. Es ist wichtig, dass diese Sichtweisen auch in die Entscheidungen in Unternehmen einfließen und ihnen das gleiche Gewicht zugesprochen wird. Auch verändern Frauen in Führung die Unternehmenskultur und Kommunikation nachhaltig positiv.
Was können Unternehmen für mehr Frauen in Führung tun?
Frauen gezielt fördern und befördern, die oft betonte Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt hier eine wesentliche Rolle. Unternehmen sollten Frauen nach Job-Pausen den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern. Ein Kind zu bekommen, darf nicht aufs berufliche Abstellgleis führen. Wichtig außerdem sind Teilzeitmodelle und Tandems, auch für die Führungspositionen sowie Verständnis für die privaten Lebenssituationen der Mitarbeitenden. Unternehmen können selbst Angebote zur Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen machen und für gleiche Arbeit auch gleich bezahlen. Letzteres sollte selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht immer.
Und was kann jede*r Einzelne tun?
Gleichberechtigung sollte als Selbstverständlichkeit empfunden und gelebt werden. Wir sollten eine Person, die vielleicht einfach nur einen unbedachten Spruch macht, der für andere aber diskriminierend ist oder so empfunden werden kann, darauf aufmerksam machen und so ihr Bewusstsein dafür schärfen. Es ist ein kollektiver Wandlungsprozess, den wir da als Gesellschaft vollziehen, der mit Reflexion und Selbstreflexion einhergeht und dann auch unser Verhalten verändert.
„Wir haben konsequent daran gearbeitet, in unserem Unternehmen mehr Frauen in Führung zu bringen, das ist uns auch gelungen“
Was tust du ganz konkret, beruflich und privat?
Ich setze das, was ich eben beschrieben habe, so konsequent wie möglich um und achte sehr stark darauf, achtsam gegenüber den Menschen in meinem Umfeld zu sein.
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Wir hatten 2019 festgestellt, dass wir keine Frauen in der Führung hatten, es uns im Unternehmen aber wichtig war, weibliche Perspektiven und Sichtweisen in unseren Entscheidungen zu haben. Wir haben dann konsequent daran gearbeitet, in unserem Unternehmen mehr Frauen in Führung zu bringen, das ist uns auch gelungen. Wir konnten den Anteil der Frauen in Führung bei uns von 0% auf 31% (5 von 16) anwachsen lassen, womit wir uns auf einem guten Weg zum paritätischen Verhältnis befinden.
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Drei Dinge sind aus meiner Sicht wichtig: das Bewusstsein schärfen, mehr miteinander reden und Veränderung selbst vorleben.
Welche Frau wärst du gerne mal für einen Tag?
Keine. Ich fühle mich ganz wohl als Mann. 😉
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