Marian Ertl
Tattersall Lorenz Immobilienmanagement, Head of Technical Property Management & ESG
Marian Ertl ist Head of Technical Property Management & ESG der Tattersall Lorenz Immobilienmanagement GmbH und ist seit über 11 Jahren in der Immobilienbranche. In seinem Bereich ist er täglich mit dem Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern konfrontiert und hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, mehr Frauen für den technischen Bereich zu begeistern und diese zu fördern.
Marian Ertl, Foto: © Bernd Brundert
„Ich glaube, dass viele Männer längst bereit sind, das Thema Vielfalt in Führungsebenen zu unterstützen. Die Herausforderung ist, die Entscheider in den Führungsetagen mitzunehmen und sie zu überzeugen, Frauen in die Führung zu holen.“
Was macht dich zum Male Ally?
Ich würde mich selbst nicht als „Male Ally“ bezeichnen, weil es noch ein weiter Weg zu gehen ist und wir noch lange nicht am Ziel sind. Darüber reden kann jeder – in die Umsetzungen gehen aber nur die wenigsten. Wenn wir irgendwann wirkliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern haben und viel mehr Frauen in Führungspositionen sind, dann können wir darüber reden, was mein Anteil daran war.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Allein schon, dass diese Frage gestellt wird, zeigt auf, warum die Welt ein besserer Ort wäre, wenn Frauen und Männer gleichberechtigt wären. Frauen leisten die gleiche Arbeit wie Männer, übernehmen die gleiche Verantwortung und sollten daher auch in allen Bereichen absolut gleichberechtigt sein wie Männer.
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Weil es zu viele Männer mit altmodischen und konservativen Ansichten in der Immobilienbranche gibt. Gerade im technischen Bereich sind immer noch überwiegend Männer zu finden. Ich würde mir weitaus mehr Frauen wünschen, die in dem Bereich tätig sind und die dort Führungsverantwortung haben.
„Wir brauchen in der Gesellschaft noch mehr Akzeptanz und Unterstützung für Gleichberechtigung und Frauenrechte“
Was können Unternehmen dafür tun?
Zuallererst muss ein Bewusstsein für das Thema Gleichberechtigung im Unternehmen vorhanden sein. Es müssen Frauen die gleichen Chancen eingeräumt werden wie Männern, egal in welchem Arbeitsmodell sie arbeiten. Das Unternehmen muss flexible Lösungen für die alltäglichen Herausforderungen von Mitarbeitenden mit Kindern finden, besonders auch für Führungskräfte. Zudem müssen Frauen das gleiche Gehalt verdienen wie Männer in vergleichbaren Positionen. Es gibt viele Programme und Initiativen, die darauf abzielen, Frauen in Führungspositionen zu fördern. Wenn Unternehmen diese unterstützen und sich aktiv daran beteiligen, können sie dazu beitragen, positive Veränderungen herbeizuführen.
Was Politik und Gesellschaft?
Die Politik muss den Rahmen schaffen, dass sich Beruf und Familie viel besser vereinen lassen. Dazu gehören vor allem eine umfassende Kinderbetreuung und bessere finanzielle Absicherung für familiär bedingt Jobpausen. In der Gesellschaft brauchen wir zudem noch mehr Akzeptanz und Unterstützung für Gleichberechtigung und Frauenrechte.
Und was jede*r Einzelne?
Jeden Tag kann jeder einzelne sich entscheiden, ein guter Mensch zu sein. Indem wir Frauen nicht diskriminieren, mit Kommentaren abwerten und in ihren Zielen bestärken und unterstützen, kann jeder Einzelne dazu beitragen, eine inklusivere (Arbeits-)Welt zu schaffen.
„Wir versuchen mit unseren Stellenausschreibungen gezielt Frauen im technischen Bereich anzusprechen“
Was tust du ganz konkret (beruflich und privat)?
Beruflich ist es mir wichtig, dass wir ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem alle Mitarbeitenden sich wohlfühlen und sich weiterentwickeln können. Wir versuchen mit unseren Stellenausschreibungen gezielt Frauen im technischen Bereich anzusprechen und freuen uns sehr über jede Bewerbung. Das führt dazu, dass wir eine sehr hohe Frauenquote im Unternehmen haben, über die wir sehr glücklich sind. Aber auch wir können noch mehr machen und müssen uns jeden Tag hinterfragen und überlegen, an welchen Punkten wir noch ansetzen können, um ein noch besseres Arbeitsumfeld für Frauen zu schaffen.
Privat achte ich sehr darauf, dass man in meinem Umfeld achtsam mit dem Thema umgeht und spreche aktiv Leute an, die sich respektlos verhalten und persönliche Grenzen nicht respektieren.
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Ich erlebe häufig in meinem Umfeld privat oder im Job, dass Frauen gerade in männergeprägten Berufen benachteiligt oder nicht respektiert werden, wie ihre männlichen Kollegen. Auch beim Thema Gehalt ist noch ein weiter Weg zu gehen. Meine Mutter ist selbst Unternehmerin und hat uns als Kinder sehr früh geprägt mit der Rolle als Frau in Führung. Es gab keinen auslösenden Moment, an dem mir klar wurde, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen. Ich glaube, das war ein Prozess, in dem sich für mich immer mehr herauskristallisiert hat, dass wir gerade in der Immobilienwirtschaft mehr Frauen in Führung benötigen, um eine diversere Arbeitswelt zu schaffen.
„Bei uns im Unternehmen werden sieben von acht Niederlassungen von einer Frau geführt“
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Ich glaube, dass viele Männer längst bereit sind, das Thema Vielfalt in Führungsebenen zu unterstützen. Die Herausforderung ist, die Entscheider in den Führungsrollen mitzunehmen und zu überzeugen, ganz bewusst Frauen in die Führung zu holen. Dabei helfen viele gute Beispiele, wie zum Beispiel Tattersall Lorenz, in unserem Unternehmen werden sieben von acht Niederlassungen von einer Frau geführt. Ein weiteres Beispiel ist die ehemalige finnische Regierungschefin, die ganz aktiv gezeigt hat, dass ein Spitzenjob in der Politik mit Familie funktionieren kann.
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Seid offen für Veränderungen und fühlt euch nicht von Frauen in Führungspositionen bedroht. Das alte Männerbild mit einer männlichen Führungskraft und Frauen in Assistenzrollen hat schon lange ausgedient. Stellt euch dem, was im Moment auf euch noch herausfordernd wirkt. Wenn wir es zulassen, dass Frauen ihre Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten mit einbringen und Verantwortung übernehmen, können wir alle nur profitieren.
Frauen, von denen du Fan bist?
Meine Mutter, Michelle Obama, Sanna Marin, Malala Yousafzai und Sophie Scholl.
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