Jacomo Fritzsche ist Vater einer Tochter und teilt sich gemeinsam mit seiner Frau die Care-Arbeit. Nach mehreren Jahren der Arbeit im Kontext wissenschaftlicher Forschung, ist er freiberuflich als Achtsamkeitstrainer und Supervisor tätig, sowie Mitgründer des gleichnamigen Podcasts und der Workshopformate "New Work Men". In diesen Workshops unterstützt er Unternehmen dabei, durch einen angeleiteten kollaborativen Prozess unter den Mitarbeitenden, ein neues und zukunftsfähiges Verständnis von Männlichkeit im Arbeitskontext zu entwickeln und umzusetzen. Als Katalysator für mehr Resilienz, Gleichberechtigung und eine innovativere Unternehmenskultur.
Jacomo Fritzsche, Foto: ©Meik Schwalm
„Female Empowerment ist richtig und wichtig. Genauso braucht es Räume und Formate für Männer, um das Identitätsvakuum jenseits von veralteten Konzepten traditioneller Männlichkeit zu schließen."
Was macht dich zum Male Ally?
Ich versuche mich und mein Verhalten zu reflektieren, diskriminierungsfrei zu kommunizieren und bin aktiver Vater.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
Weil nur auf Augenhöhe echte Begegnung, Verbundenheit und ein innovationsförderndes Mindset entstehen kann.
Was können Unternehmen dafür tun?
Der Fokus auf Female Empowerment ist richtig und wichtig. Genauso braucht es Räume und Formate für Männer, um das Identitätsvakuum jenseits von veralteten Konzepten traditioneller Männlichkeit zu schließen.
„Wir brauchen von der Politik bessere Rahmenbedingungen für Männer, die aktive Vaterschaft leben wollen, zum Beispiel eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt mit Lohnersatz“
Was Politik und Gesellschaft?
Ein wesentlicher Hebel für mehr Gleichberechtigung am Arbeitsplatz ist eine stärkere Beteiligung von Männern an der Care-Arbeit zu Hause. Wir brauchen unter anderem von der Politik bessere Rahmenbedingungen für Männer, die aktive Vaterschaft leben wollen, zum Beispiel eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt mit Lohnersatz.
Was tust du ganz konkret?
Privat teile ich mir 50/50 die Care-Arbeit für unsere Tochter mit meiner Frau. Beruflich setze ich mich mit der Entwicklung einer neuen Männlichkeit im Kontext von neuer Arbeit (New Work) auseinander. Ich gebe dem Thema eine Plattform über einen Podcast und schreibe aktuell ein Buch zum Thema gemeinsam mit meinem Kollegen Daniel Pauw. Und ich biete Workshops zum Thema „New Work needs New Men“ an, in denen es in einem kollaborativen Prozess unter den Mitarbeitenden darum geht, gemeinsam ein neues und zukunftsfähiges Verständnis von Männlichkeit zu entwickeln und für den Kontext Arbeit nutzbar zu machen. Als Katalysator für mehr Resilienz, Gleichberechtigung und eine innovativere Unternehmenskultur.
„Wir brauchen mehr mit Weiblichkeit assoziierte Qualitäten wie Fürsorge, Empathie und emotionale Intelligenz“
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Ich denke, wir brauchen mehr Frauen in Führung, genauso wie mehr mit Weiblichkeit assoziierte Qualitäten wie Fürsorge, Empathie und emotionale Intelligenz. Wie wichtig diese Kompetenzen sind, habe ich in meiner Jugend angefangen zu verstehen, als ich anfing, mich mit Achtsamkeit und Meditation auseinanderzusetzen.
Der Weg zu mehr Vielfalt in Führungsebenen geht nur gemeinsam. Wie gelingt es, die Männer mit an Bord zu holen?
Unter anderem aktuelle Studienergebnisse von Prof. Carsten Schermuly, Experte für New Work, machen deutlich, dass die Top 5 der wichtigsten Skills für die Zukunft der Arbeit, Eigenverantwortung, Lernbereitschaft, Veränderungsfähigkeit, Selbstreflexion und Teamfähigkeit sind. Also persönliche und soziale Kompetenzen, die in unserer Gesellschaft eher mit Weiblichkeit assoziiert werden. Schlusslichter sind mitunter Missionsorientierung, Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit, allesamt mit Männlichkeit assoziierte Qualitäten. Ich glaube dementsprechend, dass es nicht darum geht, Männer an Bord zu holen, sondern für Männer die Chance zu erkennen, an Bord kommen zu dürfen!
Hast du eine Superheldin?
Ich finde, Mütter sind Superheldinnen.
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