Hans Hanschke
EDGE, Commercial Manager (Full-Time) & FORE, Head of Management Board (Voluntary)
Hans Hanschke ist Commercial Manager beim Projektentwicklungsunternehmen Edge in Berlin und im Young Talent Netzwerk
Future of Real Estate (FORE) aktiv. Sein Interesse für Immobilien entdeckte er während eines Praktikums in Ghana, später vertiefte er seine Kenntnisse während eines MBA-Programms für
Immobilienentwicklung am Massachusetts Institute of Technology in Boston. Für seine Vision, ökologisch wie gesellschaftlich nachhaltige Immobilien zu entwickeln, braucht es seiner Ansicht nach
das Zusammenspiel unterschiedlicher Kompetenzen auf allen Hierarchieebenen. Deshalb setzt er sich für Diversität und Gleichberechtigung in der Immobilienbranche ein.
Hans Hanschke
„Mit Frauen zusammenzuarbeiten, macht mehr Spaß und die Ergebnisse sind besser. Definitiv handeln wir Männer da also auch in
unserem eigenen Interesse – das müssen wir noch besser kommunizieren, um auch die Skeptiker zu überzeugen.“
Was macht dich zum Male Ally?
Als „Young Talent“ setze ich mich für Gleichberechtigung in unserer Branche aus dem Blickwinkel der jungen Generation ein. Knapp die Hälfte der unter 30-jährigen in der Branche tätigen Professionals sind weiblich, und genauso so hoch ist auch der Frauenanteil in immobilienwirtschaftlichen Studiengängen in Deutschland. In unserem DACH-weiten Netzwerk „Future of Real Estate“ (FORE) sind 43 % der Mitglieder weiblich. Aber die Tatsache, dass viele jungen Frauen in der Branche sind, reicht nicht aus. Denn die gläserne Decke zwischen Middle-Management und Top-Management für Frauen ist extrem dick, das habe ich in meinen knapp sechs Jahren in der Projektentwicklung zu häufig erlebt. Dies gilt es zu ändern, gemeinsam!
Als Male Ally helfe ich, Plattformen und Formate zu kreieren, in denen Männer den Mehrwert diverser Teams selbst erleben können und dadurch hoffentlich intrinsisch motiviert werden, sich dafür einzusetzen. Nur so, indem Männer und Frauen das Thema gemeinsam angehen, können wir ein Umdenken in unserer Industrie und der breiteren Gesellschaft herbeiführen.
Warum ist unsere Welt ein besserer Ort, wenn Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen haben?
In Deutschland haben wir eine verhältnismäßig gute Ausgangslage im Bereich der juristischen Gleichberechtigung, durch Praktika in Ghana, Hong Kong und der Dominikanischen Republik habe ich verinnerlicht, dass dies ein Privileg ist. Aber in puncto Chancengleichheit haben auch wir in Deutschland noch einiges vor uns.
Ich möchte mich erst dann zufriedengeben, wenn jedes Individuum die gleiche Chance auf Erfolg hat. In der Immobilienbranche wird Diversität ein Schlüsselelement sein, um zunehmend komplexe Herausforderungen zu bewältigen. Langfristig funktionierende Lösungen entstehen nur, wenn viele unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden.
„Mehr Frauen in Führung sind auch für die Entwicklung der jungen Talente in der Branche wichtig“
Warum braucht die Immobilienbranche mehr Frauen in Führung?
Weil viel Potenzial an Ideen, Kompetenzen und Perspektiven in den Problemlösungsansätzen der Branche unausgeschöpft bleibt. Weil viele Young Talents in der Branche von Mentoren, oft Führungskräfte im Unternehmen oder beruflichen Netzwerk, gefördert und auch geprägt werden. Wenn diese Führungskräfte aber überwiegend Männer sind, entwickeln auch wir jungen Leute unsere Problemlösungs- und Führungs-Ansätze in einseitige, monotone Richtung. Mehr Frauen in Führung sind auch für die Entwicklung der jungen Talente in der Branche wichtig.
Was können Unternehmen dafür tun?
Unternehmen sollten langfristig Kapazitäten für mehr Frauen und mehr Diversität in den Führungsetagen zur Verfügung stellen, anstatt sich mit öffentlichkeitswirksamen Einmal-Aktionen selbst zu schaden. Während meiner Zeit in Boston wurde mir das Phänomen des „Poster-Girl-Syndroms“ erklärt: Wenn jemand aus Diversitäts-Gründen befördert wird, dann aber nicht erfolgreich ist, fällt das auf alle Menschen mit dem gleichen Merkmal zurück. Unternehmen sollten ihre Führungspositionen aufgrund der zu erwartenden Leistung besetzen, nicht auf Basis von Lautstärke, persönlichen Netzwerken oder Vorurteilen, Diversität im Team dabei immer anstreben.
Was Politik und Gesellschaft?
Ich sehe die Familienplanung als größte Herausforderung auf dem Weg zu mehr weiblichen Führungskräften. In Deutschland stehen wir mit Mutterschutz und Elternzeit im Vergleich zu anderen Ländern zwar gut da, aber die Lücken in der Vollzeit-Arbeit, die dadurch oft für Frauen entstehen, bremsen ihre Karrieren aus. In der jungen Generation ist die Bereitschaft für gleichberechtigte Care-Arbeit da, zum Beispiel, indem beide gleichzeitig nur 4 oder 3,5-Tage in der Woche arbeiten. Doch Politik und die Gesellschaft müssen diese Bereitschaft aktiv unterstützen. So fehlen steuerliche Anreize für Eltern, die beide mit 50%- oder 80%-Stellen arbeiten. Auch das gesellschaftliche Standing eines „stay at home Dads“ hat gerade bei den älteren Generationen großes Potenzial nach oben, da könnten innovative Kampagnen und Best-Practice-Beispiele helfen.
Und was jede*r Einzelne?
Wer den Wert von gemischt besetzten Führungsteams noch nicht erkannt hat, sollte versuchen, selbst Teil eines diversen Teams zu werden. So banal das klingen mag, habe auch ich erst so entdeckt, wie gut es ist, mit Frauen zusammenzuarbeiten. Seither habe ich jede Gruppenarbeit auf der Uni oder jedes Spezialprojekt auf der Arbeit in einem diversen Team absolviert – aus purem Egoismus: Ich hatte mehr Spaß und die Ergebnisse waren besser. Definitiv handeln wir Männer da auch in unserem eigenen Interesse. Das müssen wir noch besser kommunizieren, um auch die Skeptiker zu überzeugen.
„Bei FORE stehen wir kurz davor, regional und überregional ausschließlich in gemischten Teams zu operieren“
Was tust du ganz konkret (beruflich und privat)?
Bei Edge habe ich das Glück, ausschließlich in Teams mit 50% Frauen, 50 % Männern zu arbeiten. Dieses Puzzleteil unseres Erfolgs kommuniziere ich immer wieder in externen Terminen und Meetings, bei Präsentationen und Veranstaltungen. Auch bei Fortbildungen, Seminaren und Netzwerkveranstaltungen in meinem Verantwortungsbereich sorge ich dafür, dass beide Geschlechter gleich repräsentiert sind.
Bei FORE stehen wir kurz davor, regional und überregional ausschließlich in gemischten Teams zu operieren. Der zu erwartende Mehrwert dieser Maßnahme übersteigt unserer Auffassung nach ganz klar die implizierten Aufwände im „Recruiting“. Darüber hinaus bereiten wir aktuell Weiterbildungsformate für unser Netzwerk vor, die ganz bewusst ein diverses Teilnehmerfeld ansprechen sollen. Und auch junge Leute Anfang 20, die mich bezüglich ihrer Karriereplanung kontaktieren, sage ich immer wieder aus voller Überzeugung, dass sie auf Diversität in ihren Netzwerken und auch in den Unternehmen achten sollten.
Wann wurde dir klar, dass wir mehr Frauen in Führung brauchen? Gab es ein persönliches Schlüsselerlebnis?
Nach zwei Jahren bei Edge habe ich ein Bildungs-Sabbatical genommen und am MIT in Boston studiert. Die Themen Frauen und Führung und Diversität wurden dort viel stärker diskutiert, in- und außerhalb des Klassenraums. Mir wurde plötzlich bewusst, dass mein kleiner heiler Edge-Kosmos nicht für den Rest der Branche gilt und dass das Meer blauer Anzugträger auf der Expo Real nicht von allein kleiner wird. Ich brauchte diesen Perspektivenwechsel, um zu verstehen, dass wir uns aktiv dafür einsetzen müssen, dass sich was ändert. Und das mache ich seitdem.
„Ich war fasziniert davon, wie schnell in reinen Männerrunden Vorurteile ausgeräumt werden können“
Welchen Tipp oder Gedankenanstoß würdest du als Male Ally gerne anderen Männern geben?
Ich würde meine Branchen-Kollegen dazu bewegen, viel häufiger auch in reinen Männerrunden über dieses Thema zu sprechen. Ich war fasziniert davon, wie schnell und filterlos in solchen Runden Vorurteile ausgeräumt und positive Erfahrungen angenommen werden können. Besser sogar als in gemischten Runden, wo meiner Meinung nach einige Männer vermuten, dass man das Thema nur anspricht, um bei Gleichgesinnten oder Frauen zu punkten.
Frauen, von denen du Fan bist...?
Da gibt es einige: Michelle Wu, Bürgermeisterin von Boston, Annette Kröger, CEO Pimco Prime Real Estate, Zoe Fabian, Managing Director Eurazeo, Samantha Kempe, Co-Founderin ImmoCapital und Aygül Özkan, Geschäftsführerin ZIA.
Hast du eine Superheldin (fiktiv oder real)?
Die Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad.
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